Hessen-Wahl 23: Grüne mit klassischem Wahlspot

Es gab Zeiten, da waren die Wahlspots der Grünen witzig oder provokant. Heute sind wir im Jahr 2023 angekommen und die Grünen haben vielerort realistische Machtoptionen – möglicherweise auch in Hessen, wo die Partei aktuell als Juniorpartner mit der CDU regiert.

Witz oder Provokation verschrecken dabei vielleicht den einen oder die andere – zumindest passen sie nicht so recht zu einem seit 10 Jahren als Landesminister arbeitenden Spitzenkandidaten Tarek Al-Wazir. Es passt vielleicht auch nicht so recht zu den Erwartungshaltungen der Menschen, wenn man sie fragt, was einen guten Ministerpräsidenten ausmacht.

Möglicherweise gingen den Kampagnenmacherinnen und -machern der Grünen in Hessen solche Gedanken durch den Kopf, als sie über den TV-Spot zur Landtagswahl nachdachten. Heraus kam ein Spot, der in seiner Machart klassisch daher kommt.

Die Zutaten für den Spot der Hessischen Grünen und Tarek Al-Wazir: Ein paar Schnittbilder des Kandidaten – arbeitend im Büro, mit Menschen im Austausch, visionär am Fenster. Ein paar Schnittbilder der Region, in der gewählt wird. Ein paar Schnittbilder, die zu drei oder fünf Kernideen (wichtig: ungerade Zahl) passen. Ein paar Schnittbilder Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen. Dazu spricht die Person einen passenden Text. Die Musik im Hintergrund startet sanft und steigert sich dann. Am Ende ist die Musik aus, der Kandidat kommt noch mal mit einer Aufforderung oder Frage. Sodann noch ein erklärender Abbinder mit Offsprecherin (bzw. Offsprecher bei einer weiblichen Kandidatin – wegen des Gegensatzes zur Abgrenzung).

Fertig ist der Wahlspot, mit dem alle gut leben können und der keinem weh tut. Denn das sollte man nicht, wenn man Ministerpräsident werden will.

Ein zweites Anschauen bzw. Anhören des Spots lohnt, denn es sind häufig die kleinen Dinge, die den Spin setzen: „Sie kennen mich. Seit 10 Jahren führe ich das hessische Wirtschaftsministerium.“ Ob es einen alternativen Text gab, der neben der Führung des Ministeriums die eigene Wirtschaftspolitik benannt hätte?