Mit rund 20 Millionen monatlichen Nutzern in Deutschland gehört die Social Media Plattform TikTok mittlerweile zu den beliebtesten Sozialen Netzwerken der Bundesrepublik. Viele der Nutzer auf TikTok sind noch im Teenageralter. Das Eröffnen eines Accounts ist offiziell ab 13 Jahren möglich. Aber auch eine Großzahl der Personen zwischen 18 und 24 Jahren tummeln sich auf der chinesischen Plattform. Eine Personengruppe, die für politische Parteien durch aus interessant ist. Denn diese jungen Menschen befinden sich schon im wahlfähigen Alter, sind also eine potentielle Wählerstimme. Doch könnte TikTok als Instrument dienen, um diese jungen Wähler anzusprechen?
Deutsche Politiker wagen erste Versuche auf TikTok
Einige versuchen es bereits. Darunter – Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident der CSU. Auf dem Kanal @csuauftiktok ist er beispielsweise zu sehen, wie er einen Baby Yoda in der Hand hält und zum Star-Wars-Tag gratuliert. Seine Frage: „Wer ist euer Lieblingscharakter?“
@csuauftiktok Was ist Euer Lieblingscharakter? Möge die Macht mit Euch sein! #maythe4thbewithyou #starwarsday #markussöder #csu #söder ♬ original sound – CSU
Aber auch Ricarda Lang von den Grünen, offenbart auf TikTok, dass sie gerne Taylor Swift hört. Wolfgang Heubisch von der FDP nutzt TikTok ebenfalls im bayerischen Wahlkampf, um seine politischen Kontrahenten zu kritisieren.
Zugegeben, diese Inhalte sind nicht nur klassische Politik. Dennoch sind Söder, Lang und Keubisch ein Sinnbild für die zunehmende politische Nutzung der Plattform.
Einschränkungen für politische Werbung auf TikTok
Politische Konten auf TikTok unterliegen offiziellen Richtlinien. Politische Werbung ist in der Regel untersagt, sodass Politiker und Parteien die Werbefunktionen der Plattform nicht nutzen können.
Dennoch dürfen sie ihre Inhalte teilen, was im Rahmen des bayerischen Landtagswahlkampfs der Fall ist. Im Oktober steht die Neuwahl des Landtags in München an und die TikTok-Kanäle der Parteien sind mit politischen Forderungen und Spitzen gefüllt, die typischerweise auf unterhaltsame Weise präsentiert werden.
Welche Auswirkungen kann TikTok auf die Wahl haben?
Politische Inhalte auf Social-Media-Plattformen sind nichts Neues. Auf Facebook und Instagram sind sie längst etabliert, nicht nur während Wahlkampfzeiten. TikTok bietet jedoch zwei besondere Merkmale: eine junge Zielgruppe, zu der auch Erstwähler gehören, und die Möglichkeit, unabhängig von der Größe des Kanals eine hohe Reichweite zu erzielen.
Laut Social-Media-Experten sind präzise Meinungen und markante Argumente entscheidend, um die Aufmerksamkeit der TikTok-Nutzer zu gewinnen. Es reicht nicht aus, einfach nur über Politik zu reden. Ihr Ratschlag lautet, aktiv präsent zu sein und bei potenziellen jungen Wählern im Gedächtnis zu bleiben. Allerdings sollte dies nicht um jeden Preis geschehen, denn ein einmaliges negatives Auftreten kann sich auf TikTok schnell schlecht auf den gesamten Wahlkampf auswirken.
Erst im Januar dieses Jahres fiel Markus Söder mit einem Video auf, welches später durch die CSU aufgrund von Sexismus-Vorwürfen gelöscht wurde. Zu sehen war der bayerische Ministerpräsident mit mehreren jungen Frauen, das Video war daneben musikalisch mit einem Song unterlegt, den man zweideutig interpretieren könnte.
Ob TikTok tatsächlich dazu geeignet ist, Wählerstimmen zu gewinnen, darüber gibt es bisher nur begrenzte Erkenntnisse. Es gibt erste Hinweise, dass TikTok-Videos im Laufe der Zeit einen Einfluss auf die Wahlentscheidungen der Nutzer haben können. Auf jeden Fall können Parteien und politische Akteure über die App ihr Image schärfen und ihre Bekanntheit bei der jüngeren Generation steigern, meint der Datenwissenschaftler.
TikTok steht aufgrund von Datenschutzbedenken und Zensurvorwürfen in der Kritik. Obwohl gerade die Politik die Plattform oft kritisiert, ist sie politisch relevant. Die Mängel im Bereich Datenschutz und Jugendschutz sind bekannt, und es gibt auch Vorwürfe einer Zensur von Meinungen, die sich gegen die chinesische Regierung richten.
Was sagen die jungen Wähler dazu?
In einer Straßenumfrage des ZDF ist die Meinung der jungen Wählerinnen und Wähler gespalten. Während die einen es „cringe“ finden, wie sich die Politiker versuchen auf TikTok zu positionieren, finden andere es gut, dass sie zumindest versuchen, sich der jungen Zielgruppe zu nähern.