Die Präsidentenwahl in Guatemala am 25. Juni führte zu einem überraschenden Ergebnis und einer politischen Krise. Die Favoritin Sandra Torres von der zentristischen Partei UNE qualifizierte sich für eine Stichwahl, ebenso wie ihre Herausforderer Bernardo Arévalo de León von der linken Bewegung Semilla. Torres erhielt im ersten Wahlgang 15,86 Prozent der Stimmen, während Arévalo 11,77 Prozent erzielte, was die höchsten Ergebnisse unter den 22 Kandidaten waren. Die Wahlbeteiligung von rund 60 Prozent und der hohe Anteil ungültiger oder leerer Stimmzettel sind ein deutliches Zeichen für den Unmut und die Unzufriedenheit vieler Wählerinnen und Wähler in Guatemala. Oftmals wird die Abgabe ungültiger oder leerer Stimmzettel als eine Form des Protests gegen das politische System, die Kandidaten oder die Wahlbedingungen interpretiert.
Zweifel wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten
Das Ergebnis war ein deutlicher Verlust für rechtsgerichtete und rechtsextreme Kandidaten, einschließlich des Kandidaten der konservativen Vamos-Partei, die mit dem amtierenden Staatspräsidenten Alejandro Giammattei verbunden ist. Die unterlegenen Kandidaten legten unmittelbar nach der Wahl Beschwerde gegen das Ergebnis ein und behaupteten Unregelmäßigkeiten. In der Woche nach der Wahl entschied das Verfassungsgericht zunächst zugunsten von neun Parteien, die beantragt hatten, dass das offizielle Ergebnis nicht veröffentlicht, sondern zunächst überprüft werden sollte.
Machtkampf um Stichwahl in Guatemala geht in neue Runde https://t.co/8KRRvHRNsz
— Stephen Albrand ✭ 🏈 (@seal502) July 13, 2023
Allerdings erfolgte eine Kehrtwende, als das guatemaltekische Verfassungsgericht die Disqualifizierung der Movimento-Semilla ablehnte. Das Oberste Wahlgericht schloss sich dieser Entscheidung an, was bedeutet, dass Arévalo bei der Abstimmung am 20. August gegen die ehemalige First Lady Torres antreten darf.
Diese Entscheidung könnte dazu führen, dass Guatemala zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt eine linksgerichtete Präsidentin oder einen linksgerichteten Präsidenten bekommt. Das Land ist von Armut, Korruption und Bandengewalt geprägt und steht vor großen Herausforderungen bei der Bewältigung dieser Probleme. Die politische Situation und die Wahlresultate werden weiterhin Auswirkungen auf die Zukunft Guatemalas haben.