Mutig, um sich von anderen Parteien abzuheben, oder einfach aus der Not heraus geboren, um Kosten zu sparen? Die Freien Wähler Hessen setzen in ihrem Landtagswahlspot auf schwarzen Hintergrund und leicht im Gesicht angeleuchteten Protagonisten in auf Brusthöhe angeschnittener Frontalaufnahme. Es erinnert ein bisschen an den Bühnenlicht-Effekt der iPhone-Kamera im Portrait-Modus.
Zu Wort kommen hintereinander die Listenplätze 1 bis 3 der Landesliste: Landesvorsitzender und Europa-Abgeordneter Engin Eroglu, Vize-Landeschefin Laura Schulz auf Platz 2 und Pascal Möller, Vorsitzender der FW Landkreis Fulda, auf Platz 3.
Etwas irritierend sind die verwendeten Bauchbinden für die jeweiligen Personen. Eroglu wird als Mitglied des Europäischen Parlamentes beschrieben, Schulz als Soziologin M.A. und Möller als Betriebswirt. Dass man alle drei in einer Landtagsfraktion bekäme, wenn die Freien Wähler den Landtagseinzug schaffen, wird nicht klar. Gleichwohl: Der Absender „Freie Wähler“ steht oben links groß im Video.
Spot ohne Musik aber mit Untertiteln
Auf Hintergrund-Musik wird konsequent verzichtet. Dafür gibt es in hoher Taktzahl Themen, allgemeines über Rolle und Selbstverständnis der Partei und einen Hechtsprung ohne Pause von Migration zu Briefwahlmöglichkeit.
Die Länge des Spots mit 1:50 min überrascht, denn für gewöhlich beschränken sich die Parteien – auch aufgrund der Restriktionen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, bei denen alle Parteien ein kleines Kontingent an Spots bekommen – auf 90 Sekunden.
Eine weitere Besonderheit: Der Spot ist vollständig untertitelt. So entsteht bei einigen Videoplattformen die kuriose Situation, dass bei angeschalteter Untertitel-Funktion der Spot zweifach untertitelt ist. Auf der anderen Seite ist durchaus ein Service, den höreingeschränkte Menschen bei einer Ausstralung im Fernsehen, durchaus schätzen dürften.
