CSU plakatiert Franz Josef Strauß

In Bayern wählen die Menschen am 08. Oktober 2023 einen neuen Landtag. Die CSU unter Parteichef und Ministerpräsident Markus Söder hat bei der vorangegangenen Landtagswahl 2018 ihr bis dato schlechtestes Ergebnis eingefahren: 37,2 Prozent. In Umfragen liegen die Christsozialen zwischen 38 und 40 Prozent. Würde man die in den Befragungen prognostizierten 14 Prozent (letzte Wahl 10,2%) addieren, wäre dies eine absolute Mehrheit für Söder und die CSU. Mit Ausnahme der CSU-FDP-Koalition zwischen 2008 und 2013 sowie der aktuellen Koalition mit den Freien Wählern wäre dies aus Sicht der CSU eher der Normalzustand als die Ausnahme, denn davor musste die CSU letztmalig bis 1962 ihre Macht mit einem Partner teilen.

„Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“

CSU-Übervater Franz Josef Strauß prägt 1987 im Zusammenhang mit dem Aufwind der rechtsnationalen Republikanern in der Bundesrepublik Deutschland den Satz, dass es rechts von der CDU/CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe. Wörtlich sagte er:

„Man soll sich bei der CDU ja nicht dem Glauben hingeben, man könnte auf die Stammwähler keine Rücksicht nehmen, man bräuchte auf die nationalkonservativen Wähler, auf die nationalliberalen Wähler keine Rücksicht mehr zu nehmen, man könnte auf die Vertriebenen verzichten, man könnte auf die Wähler im ländlichen Umfeld – nicht nur bei den Bauern – verzichten, um dann neue Schichten sich zu erschließen. Das ist eine Fehlrechnung. Und ich habe erklärt – im übrigen im vollen Einvernehmen mit Helmut Kohl, der sich ja genau zu dieser Formulierung bekannt hat, sie hundertmal mit mir besprochen hat -, dass es rechts von der CDU/CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben darf. Wir denken hier natürlich nicht an rechtsradikale Narren, mit denen wir gar nichts zu tun haben wollen – aber an normale demokratische konservative Kräfte, die bei uns ihre politische Heimat behalten müssen. Sollte die neue Politik der CDU diese Wähler abstoßen, nur 5 Prozent einer solchen Partei würden genügen, die ganze Spekulation über den Haufen zu werfen, denn dann langt es für CDU, CSU und FDP zusammen nicht mehr.“


Franz Josef Strauß, 09. August 1987
nachzuhören unter https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/franz-josef-strauss-1987-rechts-von-der-csu-100.html

Nun hat die CSU offenbar entschieden, ihren Übervater, von dem aus dem Umfeld der AfD auch Memes in den sozialen Netzwerken á la „Strauß würde AfD wählen“ im Umlauf sind, in ihren Landtagswahlkampf zu integrieren. Hierzu berichten verschiedene Medien über ein Strauß-Plakat in Bayern – ganz offiziell von der CSU.

„Wir wollen mit rechtsradikalen Narren und Extremisten nichts zu tun haben“, pragt in Großbuchstaben zusammen mit einem Bild des ehemaligen Ministerpräsidenten als Zitat im Kampagnenlook auf Großflächenplakaten. Eingesetzt werden sollen sie dort, wo man einen vergleichsweise hohen AfD-Stimmenanteil erwartet.

AfD-Hochburgen in Ostbayern

Die Nachwahl-Analyse dürfte insofern spannend werden: Wie haben sich die Stimmverteilungen in den bisherigen AfD-Hochburgen entwickelt? 2018 erhielt die Partei – damals noch unter Führung von Alexander Gauland und Jörg Meuthen – in der Mehrheit der bayrischen Stimmkreise bereits zweistellige Ergebnisse. Die besten Ergebnisse erzielte sich insbesondere in Ostbayern in den Regierungsbezirken Niederbayern (Dreiländereck Tschechien, Österreich, Deutschland) und Oberpfalz (nördlich an Niederbayern angrenzend und bis fast nach Thüringen reichend). Die besten Stimmkreise waren Regen/Freyung-Grafenau (16,2%), Cham (16%) und Deggendorf (15,6%), die sich alle drei in dieser Region befinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert