Inmitten anhaltender Machtkämpfe in der Atommacht Pakistan, die zu monatelangen Spannungen geführt haben, wurde ein weitgehend unbekannter Politiker mit der Führung der Übergangsregierung beauftragt. Infolge der vorzeitigen Auflösung der pakistanischen Nationalversammlung hat der Präsident Arif Alvi am Samstag die Ernennung von Anwarul Haq Kakar unterzeichnet. Diese Entscheidung wurde nach einer Einigung zwischen dem Regierungschef Shehbaz Sharif und der Opposition getroffen. Anwarul Haq Kakar, Senator aus der Provinz Belutschistan, soll die Amtsgeschäfte der Atommacht bis zu den geplanten Parlamentswahlen vorübergehend übernehmen.
Nach der Auflösung der Nationalversammlung haben sich Regierung und Opposition in Pakistan auf einen kommissarischen Regierungschef geeinigt. Anwarul Haq Kakar stammt aus einer Partei, die dem Militär nahe stehen soll. https://t.co/otsN4YDdoC
— FAZ Politik (@FAZ_Politik) August 12, 2023
Kakar, der aus der von Unruhen geplagten Grenzprovinz Belutschistan stammt, hatte zuvor eine Führungsposition in einer regionalen Partei inne. Seine Nominierung wird als Kompromiss innerhalb der Regierungskoalition betrachtet. Der 52-jährige Politiker ist keiner der etablierten großen Parteien zugehörig. Politiker aus der Provinz genießen normalerweise die Unterstützung der mächtigen Militärführung.
Der genaue Termin für die anstehenden Wahlen steht noch nicht fest, nachdem Präsident Arif Alvi am Mittwoch der vorzeitigen Auflösung der Nationalversammlung zugestimmt hatte. Die Wahl soll jedoch innerhalb der nächsten 90 Tage stattfinden. Eine mögliche Verzögerung könnte aufgrund einer neuen Volkszählung auftreten, die eine Neuzuteilung der Wahlkreise erforderlich machen könnte.
Die pakistanische Zeitung „Dawn“ kommentierte die Entscheidung mit den Worten: „Er ist möglicherweise die politisch unumstrittenste und beste Wahl unter den gegebenen Umständen.“ Die Herkunft von Anwarul Haq Kakar aus Belutschistan könnte auch eine bisher vernachlässigte Perspektive in die Regierungspolitik einbringen. Es wird jedoch betont, dass er der Versuchung widerstehen müsse, länger im Amt zu bleiben als vorgesehen.
Pakistan, ein südasiatisches Land mit einer Bevölkerung von über 240 Millionen Menschen, steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Seit Monaten tobt ein Machtkampf zwischen der Regierung Sharif und dem ehemaligen Premierminister Imran Khan. Der frühere Cricket-Star wurde vor einer Woche aufgrund eines Korruptionsverfahrens zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt und inhaftiert. Beobachter vermuten politische Gründe hinter diesem Urteil.